Anita Fetz Medien Echo.  
2001 Anita Fetz fordert Frühkindergärten in Basel-Stadt: «Die Zeit ist günstig»
Interview mit Anita Fetz im Baslerstab vom 7. Februar 2001
Interview S. Grüninger

Anita Fetz fordert Frühkindergärten in Basel-Stadt
«Die Zeit ist günstig»
Die SP-Grossrätin wird heute einen entsprechenden Anzug einreichen. Genau vor dreissig Jahren hat das Schweizer Volk das Frauenstimmrecht angenommen. Grund genug für die Basler Grossrätin Anita Fetz, sich heute erneut für ein Frauenanliegen stark zu machen. Es geht um die Einführung von Frühkindergärten im Kanton Basel-Stadt nach dem Tessiner Modell.
Baslerstab Frau Fetz, was hat Sie zu diesem Anzug im Basler Parlament bewogen?
Anita Fetz Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ein uraltes Postulat. Nachdem der Arbeitgeberverband entdeckt hat, dass die Wirtschaft wieder qualifizierte Frauen braucht, scheint mir die Zeit jetzt günstig.
Die Forderung nach einem Frühkindergarten hat auch einen aktuellen Bezug zum Integrationsleitbild von Basel-Stadt. Denn man weiss heute, dass die Integration der ausländischen Kinder am schnellsten und effizientesten erfolgt, je früher sie in den Kindergarten gehen. Für drei völlig unterschiedliche Probleme ist also die Einführung des Frühkindergartens die Lösung.
Baslerstab Welche Verbesserungen soll der Frühkindergarten konkret bringen?
Fetz Er beginnt schon ab dem dritten Lebensjahr, und es ist ein Ganztagesangebot, das die Kinder nach ihren Bedürfnissen flexibel ausbauen können. Dem gegenüber entsprechen die Öffnungszeiten unserer staatlichen Kindergärten kaum einer Arbeitszeit. Auch pädagogisch finde ich den Frühkindergarten sehr wertvoll. Heute, wo in vielen Familien Einzelkinder aufwachsen, ist es zentral wichtig, dass sie möglichst früh unter ihresgleichen sind.
Baslerstab Wie sieht Ihr Vorschlag im Detail aus?
Fetz Es hat keinen Sinn, die Frühkindergärten gleich flächendeckend einzuführen. Ich schlage deshalb vor, das neue Modell erst zu erproben. Und zwar in bevölkerungsreichen durchmischten Quartieren mit vielen Kindern in diesem Alter. Ich kann mir zum Beispiel das St. Johann oder das Gundeli vorstellen.
Baslerstab Nun gibt es ja schon Firmen, die ihren Mitarbeitern Kinderbetreuung anbieten.
Fetz Ja, doch es sind nur Grossbetriebe, die sich das leisten können. Als Eltern ist man aber auf Kinderbetreuung angewiesen, die konjunktur- und firmenunabhängig ist. Denn es kann nicht sein, dass ein Kind bei jedem Stellenwechsel hin und her geschoben wird. Deshalb muss das Grundangebot unbedingt staatlich garantiert sein.
Baslerstab Sind die Frauen, die von der Wirtschaft gesucht werden, überhaupt da?
Fetz Ja, die sind da. Diese 30-Jährigen, die jetzt von der Uni kommen, könnten von der neuen Kinderbetreuung profitieren. Und damit sollten es auch mehr Frauen mit Kindern in Top-Positionen schaffen. Ich habe zwei Schwestern, die im Tessin leben und Kinder haben. Beide schwärmen vom System des Frühkindergartens.