Anita Fetz Medien Echo.  
2000 Wiedereinstieg in die Arbeitswelt
Nachgefragt bei Anita Fetz für die Zeitschrift Work vom Dezember 2000

Wiedereinstieg in die Arbeitswelt
Anita Fetz, 44, Unternehmerin, SP-Nationalrätin und Mitglied der Nationalratskommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur (WBK).
Anita Fetz lebt mit Partner und zwei Katzen in Basel.
Eigene Erfahrungen mit Wiedereinstieg?
Beruflich bin ich nie ausgestiegen, Wiedereinstieg in die Politik nach 10 Jahren Pause
Was sind die wichtigsten Bedürfnisse von Wiedereinsteigerinnen?
Sie brauchen geeignete Massnahmen zur Weiterbildung: veraltete Berufsbilder müssen modernisiert werden können. Umschulungen oder Weiterbildungen müssen den Praxisbezug zur Arbeitswelt wieder herstellen. Ausserdem müssen ihre Fähigkeiten anerkannt werden: es braucht für alle, vor allem für die Unqualifizierten einen "bilan de compétence".
Denken Sie, dass für Wiedereinsteigerinnen bereits genug getan wird?
Nein, es fehlen wirkungsvolle Massnahmen.
Was für konkrete Bildungsmassnahmen stellten Sie sich vor?
Je nach Erstausbildung und Dauer des Ausstiegs genügt vielleicht ein kurzer "Brush-Up"-Kurs, bei dem das einmal Gelernte wieder auf den neusten Stand gebracht wird. Bei veralteten Berufen oder neuen Interessen bin ich für Bildungsmassnahmen möglichst "on the job":berufsbegleitend - oder "near the job", mit viel Praxisbezug.
Wer soll diese Weiterbildungen finanzieren?
Das ist das Hauptproblem der Wiedereinsteigerinnen: Sie fallen zwischen Stuhl und Bank. Da sie nicht mehr in den Betrieben sind, bezahlen diese nicht. Andererseits gehen die durch die Arbeitslosenversicherung via RAV bezahlten Kurse zuwenig auf ihre spezifischen Bedürfnisse ein. Hier braucht es dringend mehr Flexibilität und Fantasie. Darum verlangt die Motion unserer Nationalratskommission dass für diese Zielgruppe im Rahmen des neuen Berufsbildungsgesetzes Geld locker gemacht wird.
Warum müssen Wiedereinsteigerinnen überhaupt gefördert werden?
Es ist in unserer Gesellschaft absolut zwingend, dass jeder und jede einzelne für den eigenen Lebensunterhalt aufkommen kann. Zweitens braucht der Arbeitsmarkt qualifizierte Kräfte, wofür die Frauen ein Reservoir bilden. Und schliesslich können so partnerschaftliche Lebensmodelle von Männern und Frauen besser verwirklicht werden. In diesen unsicheren Zeiten kann es nicht schaden, das immer grössere Risiko der Arbeitslosigkeit auf zwei Schultern zu verteilen.
Statistiken zeigen eine Tendenz der Frauen trotz Heirat und Kindern überhaupt nicht mehr aus dem Erwerbsleben auszuscheiden. Gibt es sowieso schon bald keine Wiedereinsteigerinnen mehr?
Der Trend geht in diese Richtung und das ist gut so. Doch wir brauchen deshalb unbedingt mehr familienexterne Kinderbetreuungsmöglichkeiten.