Anita Fetz Medien Echo.  
2003 Ohne Berührungsängste
Markus Sutter, Baslerstab vom 5.September 2003
© Baslerstab

Ohne Berührungsängste
Ständeratskandidatin Anita Fetz
Die SP-Kandidatin hat ein angespannteres Verhältnis zum Staat als andere SP-ler. Rund ein Viertel Jahrhundert ist Anita Fetz auf der politischen Bühne bereits präsent.
Wie hoch ihr Einfluss als Politikerin in Bern inzwischen eingeschätzt wird, kann der letzten Ausgabe der «SonntagsZeitung» entnommen werden: Im Vergleich zu ihren Basler Kolleginnen und Kollegen schneidet die SP-Nationalrätin mit Abstand am besten ab.
Brückenbauerin
Anita Fetz anlässlich des Gespräches mit dem Baslerstab Das erstaunt nicht: Die Basler Ständeratskandidatin gehört zwar nur einer Kommission (Wissenschaft, Bildung und Kultur) an und verfügt über kein medienwirksames nationales Parteiamt. Aber sie gilt als zupackend, kommunikativ, kann sich gut verkaufen und kennt keine Berührungsängste. Sie weiss, dass in der Politik immer wieder Brücken über Parteien hinweg gebaut werden müssen, damit man – vielleicht – auf einen grünen Zweig kommt.
Und ihre Schwächen? «Ich bin nicht detailversessen.» Sie brauche Leute um sich herum, die in Feinarbeit um die genaue Wortwahl eines Vorstosses ringen und vertiefte Abklärungen vornehmen.
Diese selbst eingestandene Schwäche wird sie allerdings kaum Stimmen kosten, eine andere «Schwäche» schon eher. Altgediente Parteigenossen werden bei der Quereinsteigerin den Stallgeruch vermissen, und sie haben es ihr bei Nominationswahlen auch schon zu spüren gegeben. Anita Fetz gehört zwar zum linken Lager, gilt aber nicht überall als «richtige» Linke. Und dies, obwohl sie in ihren Flegeljahren gar der noch linksstehenderen Poch angehörte.
Typische Biographie
Denn politisch sensibilisiert wurde sie durch Kaiseraugst und die Frauenbewegung, nicht aber durch Marx, der dem Kapitalismus den Garaus machen wollte. «Meine Themen waren soziale und internationale Gerechtigkeit, Gleichberechtigung und die ökologische Wende», sagt sie. «Mit Marx hatte ich nie etwas am Hut.»
Eine typische Biographie also für Frauen, die in den späten 70er-Jahren erwachsen wurden. Für die gleichen Anliegen kämpfe sie heute noch, wenn auch auf eine andere Art. Früher musste sie sehr provokativ auftreten, um von der breiten Öffentlichkeit überhaupt wahrgenommen zu werden. Heute genügt die Einberufung einer Pressekonferenz.
Im Unterschied zu vielen SP-Mitgliedern hat die Unternehmerin zudem ein angespannteres Verhältnis zum Staat. Einer «blinden» Service Public-Euphorie kann Fetz wenig abgewinnen, und die Frage, ob Basel zu viel Staatsangestellte hat, beantwortet sie mit «stimmt vermutlich». Unser Kanton sei auf einen perfekten Dienstleistungsstand ausgerichtet statt auf den courant normal. Unter die Lupe zu nehmen seien in diesem Zusammenhang aber auch die Zentrumsleistungen. Dass Basel hier härter auftreten sollte, steht für sie fest.
Ihre Vorbehalte gegenüber dem Staat dürften mit einer Altlast zusammenhängen. Als ihre Mitgliedschaft bei der Poch bekannt wurde, verlor Anita Fetz als junge Frau ihre Stelle beim Staat.
Markus Sutter

Mit freundlicher Genehmigung des Autors     www.baslerstab.ch