Anita Fetz Medien Echo.
2004 Zufrieden mit «Ihrem» SonntagsBlick, Frau Fetz?
von Pierina Hassler, im Blick vom 12.1.2004
© Blick

Zufrieden mit «Ihrem» SonntagsBlick, Frau Fetz?
ZÜRICH – Chefredaktorin für einen Tag! Auf dieses Experiment im Rahmen des «Frauenmanifests» hat sich die Basler Ständerätin Anita Fetz (46) beim SonntagsBlick eingelassen. Das hat gefetzt – das Interview danach.

BLICK: Guten Tag Frau Fetz (es ist 13.34 Uhr), wie war Ihr Tag als SonntagsBlick-Chefredaktorin?
Anita Fetz: (lacht) «Für mich ist es Morgen. Ich bin noch nicht lange wach. Zu Ihrer Frage – es war toll.»

Anita Fetz, SonntagsBlick-Chefredaktorin für einen Tag
Anita Fetz (2. v. r.), SonntagsBlick-Chefredaktorin für einen Tag, diskutiert mit Redaktionsmitarbeiterinnen und -mitarbeitern die Gestaltung der Frontseite.
Foto: Franco Bottini 
Dann war der Samstag ein langer Tag für Sie?
«Ein sehr langer Tag. Um halb zwei am Morgen war ich zu Hause – total k.o.»
Ein langer Arbeitstag dürfte aber für Sie nichts Aussergewöhnliches sein?
«Anstrengend war es, den Gesamtüberblick zu behalten. Ich kannte die Abläufe auf einer Redaktion nicht. Immer wieder passiert Neues. Man muss neu überlegen, aber gleichzeitig im Kopf haben, was schon geplant ist.»
Wurden Sie von Ihren Kollegen ins kalte Wasser geworfen?
«Ich bin kein Profi. Ich wollte eine Zeitung aus der Leserinnensicht machen. Meine Strategie wurde von der Redaktion klar aufgenommen. Es war toll.»
Mussten Sie für einen Artikel besonders kämpfen?
«Die grösste Überzeugungsarbeit brauchte ich bei der Geschichte der zu Tode gequälten Carolin (3). Ich wollte weniger Schockierendes, dafür mehr Hintergrundinformationen zu Gewalt an Kindern.»
Warum war das für Sie wichtig?
«Aus emotionalen Gründen. Ich merke an mir selber, dass solche schockierenden Geschichten nur hilflos und wütend machen. Alles was man will, ist die Augen vor so viel Elend schliessen. Genau das wollte ich aber nicht. Ich wollte einen Ansatz zum Handeln aufzeigen, der aus dem Ohnmachtsgefühl rausführt.»
Waren Sie zufrieden mit «Ihrem» SonntagsBlick?
«Jetzt finde ich ihn interessant, ich schaue ihn gerne an. Am Samstag bei Redaktionsschluss wusste ich aber nicht genau, ob etwas daraus wird. Mir fehlte die Distanz.»
Wie hat Ihr Mann reagiert?
«Er fand die Zeitung ganz anders. Das hat mich überrascht. Ich wollte ja nicht alles anders machen – ich ging intuitiv an die Sache ran. Später las mein Mann den Sporteil, dort war dann alles noch beim Alten (lacht).»

Mit freundlicher Genehmigung der Blick-Redaktion